Geburt von Pia

Unsere Pia kam als kleine Überraschung zu uns. Ihre Geschwister sind 2010, 2013 und 2016 geboren. Lange wünschten wir uns noch ein 4. Kind, aber es sollte nicht klappen, nach einer Fehlgeburt in der 7. SSW in 2019 wurde ich nicht mehr schwanger. Als wir die Hoffnung aufgrund meines Alters schon aufgegeben hatten, hat Pia sich überraschend im Mai 2022 angekündigt. Wir hatten eine wundervolle Schwangerschaft ohne Komplikationen. Aufgrund meines Alters (45) wurde es dennoch als Risikoschwangerschaft eingestuft. Wir wurden sehr liebevoll und kompetent von Ute und der Frauenärztin während der Schwangerschaft betreut und ich freute mich sehr auf die Geburt – da unsere anderen 3 Kinder alle weit nach Termin geboren sind, hatte ich einzig die Befürchtung es müsse eingeleitet werden, da aufgrund meines Alters und neuer Richtlinien über ET nicht mehr soviel Spielraum war. Und mit Einleitung hatte ich keine guten Erfahrungen gemacht, unser 1. Kind wurde mit Cytotec eingeleitet und im Krankenhaus geboren und der ganze Prozess war sehr traumatisch für mich, obschon ich sie (bis auf die Tablette) ohne weitere Mittel oder Eingriffe geboren habe. Ute hat mich diesbezüglich aufgeklärt und mich fachlich und auch menschlich hervorragend begleitet. Am 28.2. (ET+2) war ich zur Kontrolle bei der Frauenärztin. Sie schaute nach dem Muttermund, er war ca. 2 cm offen, spürbare Wehen hatte ich keine (der Wehenschreiber hatte 2 mal leicht Wehen angezeigt), Pia ging es prächtig. Ich fuhr wieder Heim und hatte nachmittags das Bedürfnis mich hinzulegen, fühlte mich schlapp und fast ein bischen als würde ich krank und schlief wie ein Stein zwei Stunden lang. Ich dachte mir nur: Pia heute bitte nicht, ich bin nicht gut beieinander. Am Abend brachte ich die Kinder wie immer ins Bett und kaum schliefen sie alle 3 hatte ich ein „anderes Gefühl“ im Bauch. Es waren noch keine Wehen, der Bauch wurde ab und zu ein bisschen hart und ich fühlte mich innerlich sehr, sehr unruhig. Als ein leichtes Ziehen hinzukam stand ich auf und rief gegen 22 Uhr Ute an. Ich sagte ihr, dass ich bei der Frauenärztin gewesen bin und ich nun nicht weiß, ob sich Pia ankündigt oder ob es nur eine Reaktion auf die Muttermunduntersuchung war. Auch sagte ich zu meinem Mann, er möge bitte morgen Homeoffice machen, irgendwie brauchte ich das Gefühl, das er morgen da ist. Obschon mein Kopf das nicht wusste, muss mein Bauchgefühl es genau gewusst haben, dass Pia sich auf den Weg macht. Ich legte mich wieder hin und bald darauf wurde das Ziehen stärker. Gepaart mit der inneren Unruhe zwang mich mein Körper aufzustehen und rumzulaufen, so ging es mir dann prächtig. Ich zündete Teelichter an, holte die vorbereiteten Kisten für die Geburt, veratmete immer wieder die Wehen, die noch sehr leicht waren aber meine Aufmerksamkeit wollten. Mein Mann und die Kinder schliefen. Gegen 23:30 Uhr rief ich Ute wieder an und sagte ihr, dass Pia sich auf den Weg macht und bat sie zu kommen. Auch rief ich Astrid (Doula) an. Mein Mann stand auf, um mir – wie bei den anderen Geburten – die Hände in den unteren Rücken zu drücken, während ich die Wehen stehend am Treppengeländer veratmete. Die Wehen waren stärker, aber immer noch super auszuhalten. Unsere 3 Kinder hatten sich gewünscht geweckt zu werden, falls es nachts losgeht, und so taten wir dies. Sie hatten einen bezaubernden Plan: Bei der Geburt wollten sie nicht dabei sein, aber sie wollten „Geburtstagsparty“ machen. Wir haben Süßigkeiten, Fanta, Chips, Eis… etc. eingekauft für den Tag, wenn Pia kommt. Sie machten sich ein Matratzenlager im Zimmer unserer ältesten Tochter und vergnügten sich mit dem Essen und einem Film. Um 0:10 Uhr war Ute dann da. Sie kam wie besprochen mit Anna, einer sehr lieben Hebammenstudentin, die ich im Vorweg schon kennenlernen durfte. Ute sah mich an und wusste gleich, dass es noch Zeit brauchte. Sie sagte ich sei „noch viel zu sehr präsent“. Als Astrid um 0:45 Uhr eintrudelte legten sich alle 3 nochmal hin. Mein Mann und ich blieben im Wohnzimmer und als die Wehen noch stärker wurden kniete ich mich vor die Couch, legte meinen Oberkörper auf der Couch ab und konnte die Wehen so super veratmen. Um 1:15 Uhr kamen Ute, Anna und Astrid kamen wieder runter, sie hatten aufgrund meines Stöhnens gehört, dass die Geburt nun weiter vorangeschritten war. Zwischen den Wehen konnte ich noch einige Zeit plaudern. Dann wurden sie allerdings immer stärker und ich legte mich zwischen den Wehen auf der Matratze vor der Couch ab, mein Mann setze sich auf die Couch und zog mich dann bei jeder kommenden Wehe wieder hoch. So konnte ich meinen Oberkörper/Kopf während der Wehen in seinen Schoß legen, dass fühlte sich wundervoll geborgen an. Anna massierte mir den unteren Rücken, was unglaublich guttat. Astrid brachte mir noch einen Waschlappen und sprach mir gut zu. Um 2:10 Uhr kam dann noch Magdalena dazu, Ute hatte sie angerufen als die Geburt absehbar war. Magdalena hatte ich auch vorab kennengelernt und sie hat auch ein paar Untersuchungen bei mir gemacht, im Rahmen ihrer Einarbeitung in die Hausgeburtshilfe. Magdalena hatte jahrelang Erfahrung in der klinischen Geburtshilfe und wollte sozusagen mit Utes Unterstützung „umschulen“ auf Hausgeburten. An die Ankunft von Magdalena kann ich mich nicht erinnern, in meiner Erinnerung war sie irgendwie einfach schon dabei. Die Wehen wurden ab ca. 2:20 Uhr immer intensiver und zwischendurch hinlegen war nicht mehr drin. Wie schon vorab mit Ute besprochen hatte ich irgendwann das Gefühl ich kann nicht mehr, es tut weh, es kostet Kraft, ich kann einfach nicht mehr. Das Gefühl hatte ich bei allen Geburten, immer kurz bevor das Baby kam. Ich bat Ute den Muttermund zu untersuchen, ich wollte wissen, ob ich auf der Zielgeraden war. Ute war klar, dass diese Untersuchung nichts über den Geburtsverlauf aussagt, auf mein Bitten tat sie es gegen 2:36 Uhr und sagte „6-7 cm“ und ich dachte nur „oh nein“, das halte ich nicht so lange aus! Sehr, sehr kurz darauf hatte ich dann aber schon das Gefühl ich müsste am Ende einer Wehe zum Abschluss pressen. Ich war verwirrt und dachte: wie jetzt, der Muttermund bei 7 cm und ich muss pressen? Und ja, ich musste immer wieder pressen, es tat gut und so schob ich den Muttermund dann auf bis Ute sagte: noch eine Wehe und dann ist das Köpfchen da. Ich fühlte einen unangenehmen Druck vorne am Schambein und dachte, ui, das Köpfchen ist noch nicht da… Ute feuerte mich an und mit der nächsten Wehe war dann nicht nur das Köpfchen da, sondern die ganze Pia flutschte mit raus. Ute reichte sie mir zwischen den Beinen durch und ich nahm sie an. Um 2:44 Uhr war unser Baby da!

Mir ging es sofort supergut. Astrid ging hoch, um die Kinder zu holen. Unser Sohn dachte, dass Astrid nun sagt, dass wir doch abbrechen und ins Krankenhaus fahren müssen, da er mich nicht mehr gehört hatte. Als sie sagte Pia ist da waren alle total aufgeregt, überrascht und geflasht, sie hatten noch nicht einmal ihren Film fertig geschaut und das Baby war schon da!!!!???? Also kamen alle drei inklusive Hund runter, das Baby war geboren, die Plazenta noch nicht. Wir warteten bis die Nabelschnur auspulsiert war und dann wurde sie um 3:18 Uhr geboren. Mein Mann durchschnitt die Nabelschnur. Nach einer längeren Zeit des Ankommens hat Ute Pia untersucht und dann hat Anna mit unserer jüngsten Tochter zusammen Pia angezogen. Das war ein unendlich entzückendes Bild. Die ersten Stunden mit Pia vergingen wie im Flug und ich machte 2 Stunden nach der Geburt ein Video von allen vier Kindern, wobei Pia im Arm ihrer kleinsten älteren Schwester einschlief. Das hat mich sehr berührt, dass Pia so richtig in unsere Familie hineingeboren wurde, so kurz nach der Geburt durch so viele liebende Arme gewandert ist und dabei seelig war. Und als wäre das alles noch nicht perfekt genug gewesen, musste ich nicht mal genäht werden – und ich war bei allen drei vorhergehenden Geburten gerissen und Pia ist ja auch noch einfach ganz ohne Pause im Ganzen rausgeflutscht! Die Geburtsposition hat wohl geholfen, für mich war es wie ein weiteres Wunder in dieser wunderbaren Nacht. Ute bereitete mir noch bevor sie ging das Bett vor.
Wenn ich als junge Frau an Geburt dachte, hatte ich immer die Vorstellung das es sich perfekt anfühlen muss, in einem „Tribe“, umgeben von Frauen die ihr Geburtswissen, ihre Ruhe und ihre Zuversicht teilen, ein Kind zur Welt zu bringen. Nun hatte ich durch Zufall genau solch ein Szenario bei Pias Geburt. Ich durfte im Kreis von vier wundervollen Frauen und meinem tollen Mann mein letztes Baby zur Welt bringen. Obschon recht viele Menschen bei uns im Wohnzimmer waren, waren alle so ruhig und im Hintergrund, es war eine sehr schöne, entspannte Atmosphäre. Gerade weil Pia altersbedingt mein letztes Baby ist, ist es so schön und für meine Seele so nährend und heilend, dieses Erlebnis gehabt haben zu dürfen. Auf meiner Mama-Reise war vieles dabei: eine traumatische Krankenhausgeburt, dann eine Hausgeburt (Fehlgeburt in 2012 13.SSW) mit anschließender Ausschabung wg. Blutungen, die schöne Hausgeburt unseres zweiten Kindes, eine verlegte Hausgeburt in 2016 (unsere zweite Tochter wurde dann rasch nach unserer Ankunft ohne Komplikationen und Eingriffe im Krankenhaus geboren) und einer weiteren Hausgeburt (Fehlgeburt in 2019 7. SSW). Es tut unglaublich gut und macht mich für immer glücklich, dass ich nun zum Abschluss so ein perfektes Geburtserlebnis hatte. Es freut mich auch für unsere Kinder, die es aufgrund ihres Alters ja auch miterleben durften. Auch wenn sie nicht im Raum waren, sie haben mich gehört und direkt danach gesehen und diese ganze Atmosphäre war einfach unfassbar schön.
Ich bin Ute, Pia, meinem Körper und ebenso Astrid, Magdalena und Anna unendlich dankbar und tief berührt für diesen wundervollen, wirklich einfach perfekten Abschluss meiner „Geburtenreise“. Der Abschied von „Geburt“ fällt mir sehr schwer. Denn in Geburt und den ersten Stunden, Tagen mit den kleinen Menschen liegt wohl der größte Zauber der Welt. Ich danke Dir Ute für Deine fachlich und menschlich so berührende Begleitung und freue mich für jede Frau, die ihr Kind mit Deiner Anwesenheit zur Welt bringen darf. Du bist ein großes Geschenk für die Mamas und somit auch für die Babys. Ich werde nie an Pias Geburt und Dich denken können, ohne dass mir die Tränen kommen, vor Dankbarkeit und Freude.