Eine Fehlgeburt zu Hause - Geburtsbericht "Septemberspatz"–

Brief an die große Schwester

Weißt du meine „Große“, in letzter Zeit ging es mir einfach nicht recht gut – es gab viele Gründe, aber vom Hauptgrund musste ich mein Umfeld und dann auch mich selbst erst immer wieder aufs Neue überzeugen und wohl auch irgendwie die erforderliche Zeit dafür überbrücken…
Unser zweites Baby ist leider nicht bei mir geblieben. Mein Gefühl hat mich einfach nicht getäuscht – mir ging es ja bereits seit vielen Wochen irgendwie „schlecht“. Aber alles ist nun doch gut so wie es ist und fühlt sich „richtig“ an. Mir geht es körperlich und psychisch sehr viel besser als in all den Wochen der Schwangerschaft und genau das macht es mir auch so einfach alles als „richtig“ anzusehen. Und es beruhigt mich unheimlich, dass ich mich wirklich auf mein Gefühl verlassen kann, auch wenn ich es mir natürlich anders gewünscht hätte…
Vorgestern Nacht haben bei mir am Ende der 12. Schwangerschaftswoche ganz leichte Blutungen eingesetzt, haben dann aber auch wieder aufgehört. Beim Toilettengang mit dem Blut am Klopapier dachte ich mir nur: „also doch – ich habs ja gewusst…“. In dieser Nacht war ich allein mit dir, da Papa in München war. Ich hatte einerseits kurze Zeit Panik und andererseits war ich dann aber auch ganz schnell ruhig und habe mich von meinem kleinen Baby im Bauch irgendwie schon verabschiedet. Ich lag wach im Bett und habe ihm sogar noch das Einschlaflied von der „Mücke“ vorgesungen, dass ich auch dir als kleines Baby immer vorgesungen habe.
Am nächsten Morgen war dann beim Frauenarzt auch kein Herzschlag mehr zu sehen – vermutlich hat es auch schon einige Zeit vorher aufgehört zu schlagen, wenn man vom Wachstum ausgeht… Ich war ehrlich gesagt gar nicht geschockt von dieser Diagnose, sondern fand es einfach nur erleichternd es nun auch endlich „medizinisch“ zu wissen.

Naja dann bin ich nach Hause und habe ich ehrlich gesagt schon gehofft, dass es relativ schnell gehen wird mit der „kleinen Geburt“ – manche Frauen müssen leider mehrere Wochen warten und dann ziehen sich die Blutungen auch über mehrere Tage – des hätte ich schon sehr lange gefunden… Es war gut noch einen Tag für den körperlichen Abschied zu haben… und dann ging alles recht schnell.

In der Früh um 4 Uhr haben leichte Wehen begonnen, die ich im Bett sitzend verbracht habe – es waren nur recht leichte aber regelmäßige Wehen. Irgendwann hatte ich auch einmal den Eindruck, dass es ein lautes „Flop“ in meinem Bauch machte. Als es dann hell wurde und du aufgewacht bist hat sich Papa gleich brav um dich gekümmert und ich bin weiter im Bett geblieben. Genau in einem Moment, in dem ich eigentlich gar nicht damit gerechnet habe rutschte dann um 9.45 Uhr mein kleines Baby ausgerechnet auf der Toilette aus mir heraus… Ich habe es sofort reflexartig aufgefangen und dann auf meiner Hand betrachtet. Die Fruchthöhle war nicht mehr intakt, das kleine Baby war circa so groß wie ein Schnapsglas mit Blut und Gewebe drum herum. Kurz habe ich es Papa gezeigt (der mit dir gerade im Garten war) und dann schnell eine kleine Schachtel gesucht um das Baby hineinzulegen. Ein paar Stunden später kam dann auch noch meine Hebamme zum nachgucken.