Geburtsbericht von Merlin
Die Geburt begann mittags, ohne dass ich es als diese realisierte. Ich spürte plötzlich ein permanentes, ganz leichtes Ziehen im unteren Bauch. Danach ging das Ziehen wieder weg und kam wieder in großen, unregelmäßigen Abständen. Ich erzählte meinem Mann davon und mein 5-jähriger Sohn, der gerade in der Nähe von uns spielte, rief zu mir rüber „Mama das sind Wehen!“ Mein Sohn und mein Mann machten am Nachmittag eine lange Radtour bis abends gegen 18 Uhr. Somit hatte ich viel Zeit für mich und machte in Ruhe alles, was sich jetzt gut anfühlte. Ich hörte entspannt Geburtsaffirmationen, Hypnosen wie Geburtsbeginn und die Regenbogenentspannung an und ruhte mich aus, machte geburtsvorbereitendes Yoga zuhause und ging durch unseren Wald hinterm Haus spazieren. Die Kontraktionen kamen ca. alle 10-20 Minuten und waren ganz leicht und gut auszuhalten. Ich übte manchmal die Geburts Wellenatmung währenddessen. Als mein Mann und mein Sohn zurückkamen, gingen wir nach dem Abendessen nochmal alle zusammen eine Runde im Wald spazieren. Die Kontraktionen kamen nun ca. alle 5-10 Minuten und ich blieb dabei kurz stehen und veratmete sie als Übung, nicht weil sie mir so intensiv vorkamen, jedoch schon etwas intensiver als nachmittags. Die Wellenatmung entspannte mich währenddessen sehr. Wieder zuhause angekommen, brachte ich noch meinen Sohn ins Bett und merkte beim Vorlesen, dass ich während der Kontraktion lieber aufstehen und atmen möchte. Gegen 20:30 Uhr ging ich aus dem Kinderzimmer und ruhte mich noch ein bisschen im Schlafzimmer aus, merkte jedoch schnell, dass liegen jetzt nicht die erholsamste Position war. Als ich ins Wohnzimmer ging, war mein Mann dort gerade dabei die Lichterketten aufzuhängen. Weil die Abstände der Kontraktionen plötzlich kürzer wurden, hatte ich das Gefühl, jetzt doch noch ein paar kleine Vorkehrungen für die Geburt treffen zu wollen. Danach war ich im Wohnzimmer und genoss derweil die schönen Lichter, die entspannende Musik und den guten Duft. Gegen 22:25 Uhr beschlossen wir, nun doch unsere Hebamme Ute anzurufen, um sie wenigstens schon einmal zu informieren, bevor sie ins Bett geht. Die Kontraktionen, die immer noch mit der Wellenatmung super auszuhalten waren, kamen alle 5 Minuten. Ich vereinbarte mit ihr telefonisch, mich nochmal zu melden, sobald es intensiver werden würde und ich sie gerne bei mir hätte. Mein Mann legte mir danach das Geburts-TENS am Rücken an, da man damit schon so früh wie möglich beginnen sollte, um die optimale Endorphin-Ausschüttung zu fördern. Ich zündete meine selbst gemachte Geburtskerze an und war entspannt und glücklich. Kurz darauf wurde es intensiver und die Abstände kürzer. Aber mit TENS, Geburtskamm und Wellenatmung sowie meiner intuitiv ausgesuchten Position und Bewegung im Vierfüßler auf meiner weichen Matte war es sehr gut aushaltbar und nicht wirklich schmerzhaft, eher anstrengend wie beim Sport.
Um 23.05 Uhr sagte ich meinem Mann, er solle jetzt doch unsere Hebamme anrufen, damit sie losfahren kann. Nach einer knappen halben Stunde kam Ute ganz ruhig und entspannt ins Wohnzimmer, setzte sich erstmal zu mir auf den Boden, lächelte, schaute mich an und brachte eine vertraute, positive und zuversichtliche Stimmung mit. Kurz darauf zog sie sich erst mal in den Nebenraum zurück. Zwischendurch sprach sie noch mit meinem Mann, ob er nicht lieber schon mal Wasser in den Geburts-Pool lassen möchte. Er hatte noch gar nicht realisiert, dass dies schon an der Zeit wäre, aber folgte zum Glück ihrem Rat. Kurze Zeit später kam ich (Rückblickend betrachtet) in die Übergangsphase, die Abstände wurden kürzer (ca.3 Min.) und ich hatte während der Kontraktionen gut zu tun, die Atmung und Konzentration zu halten, hatte aber nie das Gefühl eines starken Schmerzes oder dass mich die Welle überrollen würde. Ich legte mich in den Pausen immer kurz auf die Matte am Boden, um mich auszuruhen und ging bei einer Kontraktion intuitiv wieder in den abgestützten Vierfüßlerstand. Da ich nur noch kurz liegen konnte, wurde es anstrengender und ich fragte mich und Ute, wo ich gerade in der Geburt stehe und wieso meine Pausen nur noch so kurz sind, obwohl es doch gerade erst angefangen hat. Ute setzte sich zu uns auf den Boden und wir besprachen kurz, ob ich eine Untersuchung möchte. Ich entschied, noch ein bisschen abzuwarten. Als ich mit ihr darüber sprach, wurden die Pausen plötzlich wieder etwas länger. Und so saßen wir um 00:01 Uhr zu dritt am Boden im Wohnzimmer und freuten uns in einer Wellenpause, dass nun der 17.07. angebrochen war. „So ein schönes Datum“, sagte ich freudestrahlend und beide stimmten mir zu. Kurz darauf kamen die Wellen wieder häufiger und intensiver. Ute fragte, ob ich mir immer noch eine Wassergeburt wünschen würde, denn wenn ja, wäre es ganz gut, langsam in den Pool zu gehen.Ich stimmte zu und spürte bei der nächsten Welle zum ersten Mal einen Druck nach unten. Mit Geburtskamm in der Hand und einem kalten Waschlappen auf der Stirn stieg ich kurz nach Mitternacht in den Pool und lehnte mich mit den Armen über den Pool Rand. Mein Mann massierte mir mit dem Igelball den unteren Rücken. Kurz darauf platzte die Fruchtblase und dann ging alles recht schnell. Ich spürte genau, wie es voran ging mit intensivem Druck und Anstrengung, jedoch ohne dass es mein Körper als Schmerz kategorisierte. Um 00: 17 Uhr wurde mein Sohn geboren und ich konnte ihn vor mir im Wasser schwimmend selbst auf dieser Welt empfangen und hochnehmen. Es war unbeschreiblich. Eine Dreiviertelstunde blieben wir im Pool beim Bonding und ersten Stillversuchen. Nach der Geburt mit dem Neuankömmling in völliger Ruhe ins eigene Bett zu gehen war unbezahlbar. Es war für mich eine heilsame Traumgeburt. Danke liebe Ute für deine wundervolle Begleitung!